Datenräume und Datenteilen als Eckpfeiler der europäischen Datenstrategie

Nur Innovationen haben die Kraft, Volkswirtschaften nachhaltig wettbewerbsfähig zu machen und den Wohlstand in der Gesellschaft wachsen zu lassen. Der Motor für diese Innovationen — und damit für den angestrebten Wachstum und Wohlstand — liegt zunehmend nicht mehr in materiellen Gütern, sondern im digitalen Raum: Schon heute übertreffen „smarte“ Dienstleistungen und digitale Plattformtechnologien traditionellen Geschäftsmodelle1 in Bezug auf Gewinnmargen, Wachstumsraten und Skalierbarkeit bei weitem. 

Schon lange ist klar, dass Daten eine zentrale Rolle bei der digitalen Innovation spielen. Sie sind die Quelle für Dienstleistungen, die zu mehr Produktivität im verarbeitenden Gewerbe, zu einer besseren Gesundheitsversorgung und zu saubereren Städten führen, um nur einige Beispiele zu nennen. Dennoch hat die Europäische Datenstrategie2 bereits vor vier Jahren festgestellt, dass 80 Prozent der Daten ungenutzt bleiben. Diese Daten fließen nie in die sogenannte Datenwertschöpfungskette, also das digitale Herzstück für Innovationen, ein. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Daten, die sich nicht in einer Cloud befinden, sind schlecht zugänglich. Oft mangelt es auch an Interoperabilität oder der Datenbesitzer hat schlicht eine Abneigung dagegen, seine Daten weiterzugeben. Daher schlägt die Europäische Datenstrategie einen regulatorischen Rahmen für eine faire Datenökonomie im europäischen Binnenmarkt vor und fördert datenbasierte Innovation, die vornehmlich durch das Teilen von Daten in Ökosystemen auf Basis gemeinsamer europäischer Datenräumen entsteht3.  

Nur Innovationen haben die Kraft, Volkswirtschaften nachhaltig wettbewerbsfähig zu machen und den Wohlstand in der Gesellschaft wachsen zu lassen.

Boris Otto und Hubert Tardieu

Mit dem Inkrafttreten zahlreicher gesetzlicher Bestimmungen wie dem Data Governance Act (DGA) und dem Data Act (DA) ist die Umsetzung der Europäischen Datenstrategie nun in vollem Gange. Über hundert Datenrauminitiativen wurden gegründet oder haben bereits ihren Betrieb aufgenommen. Das European Data Innovation Board (EDIB) sorgt mit Hilfe des EU Data Spaces Support Centre (DSSC) für die Umsetzung des benötigten Rechtsrahmens in der gesamten Union und die Interoperabilität der Datenräume. Inzwischen hat sich eine große Gemeinschaft gebildet, um gemeinsam Datenräume ins Leben zu rufen. Dazu zählen zum einen unabhängige, gemeinnützige Industrieverbände wie Gaia-X4 und die International Data Spaces Association5, zum anderen Projekte, die im Rahmen des Programms für ein digitales Europa oder durch Instrumente der Mitgliedstaaten finanziert werden und als dritte Gruppe von der Industrie geführte Initiativen wie Catena-X6 und Eona-X7 in der Automobil- bzw. Tourismusbranche. Darüber hinaus hat der europäische Ansatz zur Datenwirtschaft auch im Ausland, wie zum Beispiel in China, Japan und den USA, Interesse und Aufmerksamkeit geweckt.

Wir können heute feststellen, dass in der Europäischen Union auf dem Weg zu einer fairen Datenwirtschaft bereits viel erreicht wurde. Seit ihren Anfängen hat sich die Welt jedoch weiterentwickelt und sowohl das Umfeld als auch Europa selbst haben sich verändert. Das erfordert eine Anpassung der europäischen Datenstrategie an diese neuen internen Gegebenheiten und Prioritäten.

Beispielsweise unterstreichen die geo- und industriepolitischen Spannungen zwischen verschiedenen Wirtschaftsräumen der Welt und die internationale Multipolarität die Notwendigkeit einer strategischen Autonomie8 in Europa in dem Sinne, dass Europa seine Abhängigkeit von anderen reduziert, indem es seine eigenen digitalen Fähigkeiten stärkt und seine Wirtschaftsbeziehungen auf eine breitere Basis stellt. Europa sollte dem, was mancherorts als „wirtschaftliche Sicherheit“ bezeichnet wird, Priorität einräumen.

Hinzu kommt, dass digitale Technologien im Bereich der generativen künstlichen Intelligenz zahlreiche Chancen für den Fortschritt, aber eben auch Herausforderungen mit sich bringen. Die zugrunde liegenden Basismodelle9 erfordern enorme Mengen an Rechenleistung, den Zugang zu großen Datensätzen, ausreichend gut ausgebildete Fachkräfte und effiziente Verwaltungsprozesse, wenn es beispielsweise um die öffentliche Auftragsvergabe geht. Europa muss darauf achten, nicht in Verzug zu geraten, sondern die Umsetzungsgeschwindigkeit beizubehalten oder sogar zu erhöhen und damit die Zeit bis zur Amortisierung seiner Investitionen zu verkürzen.

Die Rolle von Daten für die Entwicklung des europäischen Binnenmarkts

Europa ist bereits aktiv geworden: Der Europäische Rat, um nur ein Beispiel zu nennen, hat eine unabhängige Experteneinschätzung zur Zukunft des Binnenmarkts in Auftrag gegeben. Der damit betraute ehemalige italienische Premierminister Enrico Letta unterstreicht in seinem Bericht die Notwendigkeit, eine „fünfte Freiheit zur Stärkung von Forschung, Innovation und Bildung im Binnenmarkt“ zu schaffen10.

Hinzu kommt, dass digitale Technologien im Bereich der generativen künstlichen Intelligenz zahlreiche Chancen für den Fortschritt, aber eben auch Herausforderungen mit sich bringen.

Boris Otto und Hubert Tardieu

Dem Bericht zufolge hat die Europäische Union umfangreiche Vorschriften für den digitalen Bereich umgesetzt und damit eine potenzielle Fragmentierung vermieden, die sich aus der Einführung eigener Regelungen durch die einzelnen Mitgliedstaaten ergeben hätte. Dies wirkt einer steigenden Abhängigkeit von Dritten entgegen. Sich nur auf dieses umfassende Regelwerk zu verlassen, hat sich jedoch als unzureichend erwiesen, „um das für die Erreichung unserer Ziele erforderliche Maß an Innovation zu fördern. Die EU verfügt derzeit über ein großes Reservoir an Daten, Fachwissen und Start-ups, nutzt dieses Potenzial jedoch nicht ausreichend. Ohne es vollständig auszuschöpfen, besteht die Gefahr, dass dieser Ressourcenreichtum anderen globalen Einheiten mit einer besseren Positionierung zugutekommt. Das könnte die strategische Autonomie und wirtschaftliche Sicherheit in Europa beeinträchtigen“11.

Neben den vier Grundfreiheiten des europäischen Binnenmarkts, also Waren-, Dienstleistungs-, Personen- und Kapitalverkehr, „wird die fünfte Freizügigkeit eine Reihe von Bereichen umfassen, darunter Forschung, Innovation, Daten, Fähigkeiten, Wissen und Bildung“12.

So unterstreicht Enrico Letta die grundlegende Rolle, die Daten und das Ökosystem des Datenteilens für die Zukunft des Binnenmarkts spielen müssen. Dieser Aufruf kommt zur rechten Zeit, denn andere Wirtschaftsregionen der Welt entwickeln aktuell ähnliche Strategien, um die enormen Chancen von Daten für Wachstum und Wohlstand zu nutzen. China beispielsweise hat kürzlich ein Nationales Datenbüro eingerichtet, das die Aufgabe hat, „die Entwicklung grundlegender datenbezogener Institutionen voranzutreiben, die Integration, den Austausch, die Entwicklung und die Anwendung von Datenressourcen zu koordinieren und die Planung und den Aufbau eines digitalen Chinas, einer digitalen Wirtschaft und einer digitalen Gesellschaft voranzutreiben“13.

Sechs Vorschläge für die nächsten fünf Jahre

Nach ihrem Amtsantritt wird die neue Europäische Kommission bei der Umsetzung der EU-Datenstrategie auf den Grundlagen aufbauen müssen, die in den letzten Jahren gelegt wurden. Sie wird aber darüber hinaus auch in neue Gebiete vordringen und die Strategie weiterentwickeln müssen. Dabei sollte sich die Kommission an sechs strategischen Schwerpunkten orientieren:

1 — Blick über die europäischen Grenzen hinaus

Die erste Version der europäischen Datenstrategie konzentrierte sich hauptsächlich auf den Binnenmarkt. Sie hat seine eigenen Stärken identifiziert und festgelegt, was Europa im europäischen Binnenmarkt tun sollte. Künftige Leitlinien sollten ausdrücklich um die Interaktion mit anderen Wirtschaftsräumen erweitert werden, da viele europäische Industriezweige intensive Handelsbeziehungen zu anderen Teilen der Welt unterhalten. Aus diesem Grund sollte grenzüberschreitender Datenaustausch in Zukunft eine größere Rolle spielen, denn die Lieferketten sind global und erfordern nicht nur den grenzüberschreitenden Austausch von materiellen Gütern, sondern auch von Daten. Europa sollte Standards für den Austausch und die Souveränität von Daten auf Basis des Datenraum-Konzepts fördern, um den internationalen Datenaustausch nach seinen eigenen Werten und Normen zu gestalten.

2 — Offene, qualitätsorientierte Basismodelle

Generative KI beruht auf Basismodellen, die oft in Form von großen Sprachmodellen auftreten. Sie stützen sich hauptsächlich auf öffentlich zugängliche Daten, deren Qualität nicht garantiert ist. Tatsächlich werden enorme Rechenleistungen eingesetzt, um Modelle aus „griffbereiten“ Daten zu erstellen und zu trainieren, und nicht aus Daten, die in vielen Fällen wünschenswert und qualitätsgesichert wären. Wie schon oft erwähnt, verfügen europäische Unternehmen immer noch über einen großen Datenschatz, der zu einem großen Teil ungenutzt bleibt. Die Basismodelle könnten erheblich bereichert werden, wenn der Zugang zu hochwertigen — und wertvollen — Daten bei der Erstellung und Feinabstimmung, also der Anpassung der Basismodelle an spezifische Anforderungen des Modells, möglich wäre. Wenn diese wertvolle Datenressource genutzt werden soll, ist Vertrauen und damit eine Sicherstellung der Datensouveränität14 beispielsweise durch Datenraumtechnologie unabdingbar. Darüber hinaus sollte Europa seine in den letzten Jahren erworbenen Stärken wie beispielsweise HPC-Cluster einsetzen, um die notwendigen Ressourcen für die Entwicklung eigener Basismodelle bereitzustellen.

Europa sollte Standards für den Austausch und die Souveränität von Daten auf Basis des Datenraum-Konzepts fördern, um den internationalen Datenaustausch nach seinen eigenen Werten und Normen zu gestalten.

Boris Otto und Hubert Tardieu

3 — Gemeinsame Nutzung von Daten für multilaterale Anwendungsfälle

Datenaustausch und Datenteilen werden oft fälschlicherweise als Synonyme betrachtet. Das Datenteilen fußt auf der Annahme, Daten aus verschiedenen Quellen in multilateralen Kooperationsformen zu nutzen. Echte Innovation entsteht, wenn Daten aus verschiedenen Unternehmen mit (oftmals offen verfügbaren) Kontextdaten und Kundendaten kombiniert werden. Die Anwendungsfälle des multilateralen Datenteilens verfügen auch deshalb über ein echtes Wachstumspotential, weil sie im Gegensatz zu den herkömmlichen, produktivitätsorientierten Anwendungsfällen ganz neue Geschäftsmodelle adressieren15.

4 — Open-Source und Standardisierung

„Wer den Standard setzt, kontrolliert die Wirtschaft“ gilt immer und auch in der Datenwirtschaft. Open-Source-Softwareentwicklungen wie FIWARE16 und das Eclipse Data Space Components-Projekt17 nutzen die „Kraft der Gemeinschaft“ und finden dank ihres offenen Entwicklungsprozesses breite Akzeptanz. Darüber hinaus besteht häufig eine enge Verbindung zwischen den Open-Source-Gemeinschaften und den formalen Standardisierungsorganisationen. Die Eclipse Foundation beispielsweise unterhält eine Kategorie-A-Verbindung zum zuständigen ISO-Technikausschuss. Das ermöglicht eine schnelle und reibungslose Zusammenarbeit mit den Standardisierungsaktivitäten auf internationaler Ebene.

5 — Plattformökonomie

Datenräume basieren auf einem verteilten Architekturdesign, das sie von herkömmlichen monolithischen Datenplattformen unterscheidet. Es ist von enormer Bedeutung, diesen Unterschied auf technischer Ebene zu verstehen. Es ist es mindestens genauso wichtig zu erkennen, dass Datenräume aus ökonomischer Sicht als Plattformen betrachtet werden, für die natürlich die Prinzipien der Plattformökonomie gelten. Netzwerkeffekte werden ausgelöst, wenn sie angeregt werden. Viele Dateninitiativen müssen daher nun Gas geben, um eine kritische Masse an Daten, Teilnehmenden und Diensten zu generieren und die Effekte mehrseitiger Märkte zu nutzen18. Darüber hinaus sollten sich Politik und Wirtschaft schon jetzt auf die wirtschaftlichen und kommerziellen Vorteile des Datenteilens konzentrieren, da die technologischen Entwicklungen bereits konvergieren und die Basistechnologien an Reife gewinnen. Darüber hinaus sollten Anreize für alle Beteiligten geschaffen werden, sich zusammenzuschließen und gemeinsam Dateninfrastrukturen aufzubauen und zu nutzen, anstatt sich in einem Wettbewerb marginalisierter Lösungen wiederzufinden, der letztlich alle zu Verlierern macht19.

Blick in einen Serverraum im Rechenzentrum von Equinix Paris in Pantin. © Chamussy/SIPA

6 — Automatisierte Compliance

Neben der Innovation durch Datenräume konzentriert sich die europäische Datenstrategie auf die Schaffung eines Rechtsrahmens, der die europäischen Werte in der Datenwirtschaft widerspiegelt und die „Spielregeln“ im europäischen Binnenmarkt festlegt. Diese Regulierung ist aus Gründen der Amortisierungszeit und der Akzeptanz notwendig. Sie darf aber nicht zu einem Hindernis auf Europas Weg zur Datenwirtschaft werden. Die Regulierung muss daher immer mit einer technologischen Entwicklung einhergehen, die es den Betroffenen ermöglicht, die gesetzlichen Bestimmungen so einfach wie möglich einzuhalten. Normenentwicklung und automatisierte Compliance sind vielversprechende Forschungs- und Entwicklungsprogramme, die gefördert und unterstützt werden müssen.

Das Teilen von Daten wird gefördert, da es eine Voraussetzung für die Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen wie der globalen Erwärmung ist.

Boris Otto und Hubert Tardieu

Von gemeinsamen europäischen Werten zu einer Kultur des Datenteilens

In der Management-Lehre ist man sich seit langem einig, dass die Strategie eine zwingende Voraussetzung für den Erfolg ist, während die Kultur eine hinreichende Voraussetzung darstellt. Dies ist auch der Grund, warum die umgangssprachliche Wendung „Culture eats strategy for breakfast“ in Unternehmen auf der ganzen Welt so weit verbreitet ist. Dies könnte auch ein Leitsatz für die künftige Entwicklung von Europas Bemühungen um eine faire Datenwirtschaft sein.

Als sich Europa ab den 1950er Jahren immer mehr von einer reinen Wirtschaftsunion zu einer politischen Gemeinschaft entwickelte, definierte es sich im Wesentlichen als eine Wertegemeinschaft in Bezug auf Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Diese Werte wurden jedoch lange Zeit unabhängig von Kulturfragen betrachtet. Der französische Politologe Olivier Roy stellt beispielsweise in seinem kürzlich in Le Grand Continent erschienenen Artikel fest: „Die Gründungstexte des europäischen Einigungswerks beruhen auf einer ausdrücklichen Entkopplung von Wert und Kultur: Werte sind universell, Kulturen sind national“20. Des Weiteren fragte er: „Wenn die Werte nicht in einer gemeinsamen Vorstellungswelt, in einer gemeinsamen Kultur verankert sind, wie können wir sie dann umsetzen?“

Diese Analyse kann für die Datenwirtschaft als Aufruf übersetzt werden, die Rolle Europas weiter zu stärken, indem das weithin akzeptierte Verständnis der Kraft europäischer Werte für eine Kultur des Datenteilens genutzt wird. Während sich Werte in Normen, Institutionen und rechtlichen Rahmenbedingungen manifestieren, wird die Kultur sichtbar und greifbar, wenn Wirtschaftsakteure interagieren. Dies gilt auch im Fall von Daten. Die europäische Datenregulierung repräsentiert das, was Europa als Spielregeln für eine faire Datenwirtschaft betrachtet, also seine Werte. Innovation aus Daten bis hin zur gemeinsamen Nutzung von Daten auf der Grundlage eines gemeinsamen europäischen Datenraums erfordert neben gemeinsamen Werten auch eine gemeinsame Kultur — genau genommen einer Kultur der gemeinsamen Nutzung von Daten. Die Etablierung einer echten Kultur des Datenteilens ist eine vielversprechende Möglichkeit, um Enrico Lettas Aufruf zu einer fünften Freizügigkeit rund um Daten und Wissen nachzukommen21.

Sechs grundlegende Prinzipien können den Weg weisen:

  1. Daten werden innerhalb von Partner-Ökosystemen geteilt, die auf der von Enrico Letta vorgeschlagenen fünften Freizügigkeit basieren.
  2. Datensouveränität und das Vertrauen zwischen den Partnern des Ökosystems werden durch einen Vertrauensrahmen gewährleistet, der auf europäischen Werten basiert, aber für die weltweite Nutzung offen ist.
  3. Datenräume werden von den Partnern des Ökosystems gemeinsam aufgebaut und verwaltet. Sie erfordern keine proprietären Vermittlungsdienste und Governance-Regelungen oder die Zusammenführung von Daten an einem einzigen physischen Ort.
  4. Das Teilen von Daten wird gefördert, da es eine Voraussetzung für die Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen wie der globalen Erwärmung ist.
  5. Ökonomische Aspekte des Datenteilens bieten effektive Rahmenbedingungen, um zu erfassen, wie in Datenräumen eine faire und transparente Wertschöpfung ermöglicht wird.
  6. Neben privaten und öffentlichen Daten entwickeln sich gemeinsame Datengüter22 als Innovationsmotor. Sie sind ein wichtiger Aktivposten für die Grundmodelle der KI.

Europa sollte auf dem aufbauen, was in den letzten Jahren im Bereich der Datenökonomie erreicht wurde, und darüber hinaus die richtigen Prioritäten setzen, um die Datenstrategie auf die nächste Stufe zu heben und die der Datenökonomie innewohnenden Innovationschancen zu nutzen. Die Datenwirtschaft könnte der erste Schritt sein, um den Wert ihrer fünften Freiheit zu demonstrieren und eine neue Kultur des Datenteilens zu fördern.

Fußnoten
  1. Unternehmen, die das „Pipeline“ Modell verwenden, schaffen Wert, indem sie eine lineare Reihe von Aktivitäten kontrollieren, das traditionelle Modell der Wertschöpfungskette. Die Inputfaktoren am Beginn der Kette (z. B. Rohstoffe und Komponenten von Zulieferern) durchlaufen eine Reihe von Fertigungsschritten, die sie in ein höherwertiges Produkt verwandeln: das Endprodukt. Laut van Alstyne, Parker & Choudary (2016) in ihrem Artikel in der Harvard Business Review bedeutet der Übergang von Pipelines zu Plattformen drei entscheidende Veränderungen: erstens von der Ressourcenkontrolle zur Ressourcenorchestrierung, zweitens von der internen Optimierung zur externen Interaktion und drittens von der Betonung des Kundenwerts zur Betonung des Werts des Ökosystems.
  2. Die Europäische Datenstrategie, die am 19. Februar 2020 veröffentlicht wurde, zielt darauf ab, die EU zu einer führenden Kraft in einer datengetriebenen Gesellschaft zu machen. Durch die Schaffung eines Binnenmarkts für Daten werden diese innerhalb der EU und zwischen den Sektoren frei zirkulieren können, was Unternehmen, Forschern und öffentlichen Verwaltungen zugutekommt (European Commission, 2020).
  3. Laut dem EU Data Space Support Centre ist ein Datenraum ein „verteiltes System, das im Rahmen einer Governance definiert wird, die sichere und vertrauenswürdige Datentransaktionen zwischen den Teilnehmern ermöglicht und gleichzeitig das Vertrauen in und die Souveränität über Daten gewährleistet“. EU DSSC, 2024.
  4. Vgl. gaia-x.eu.
  5. Vgl. internationaldataspaces.org.
  6. Vgl. catena-x.net.
  7. Vgl. eona-x.eu.
  8. In einem früheren Artikel mit dem Titel „Digitale Souveränität, europäische Stärke und die Daten- und Cloud-Wirtschaft in varietate concordia“ haben die Autoren die Tatsache angesprochen, dass strategische Autonomie heute nicht mehr nur im Zusammenhang mit Verteidigungsstrategien verwendet wird, sondern auch die Wirtschaft, den Energiesektor und die digitale Welt einschließt (Tardieu & Otto, 2021).
  9. Laut dem Center for Research on Foundation Models der Stanford University, ist ein Basismodell ein Modell, das auf großen Datenmengen trainiert wird (in der Regel unter Verwendung groß angelegter Selbstbeobachtung) und für ein breites Spektrum nachgelagerter Aufgaben angepasst werden kann“ (Center for Research on Foundation Models (CRFM), 2021)
  10. Letta, 2024.
  11. Letta, 2024.
  12. Letta, 2024.
  13. CGTN 2023 und China hat Daten als fünften Produktionsfaktor nach Land, Arbeit, Kapital und Technologie anerkannt. CGTN, 2023.
  14. Während die digitale Souveränität häufig aus einer geopolitischen Perspektive diskutiert wird und sich auf die Frage konzentriert, wo sich die (Cloud-)IT-Ressourcen befinden und wo die damit verbundenen Dienstleister ihre Gerichtsbarkeit haben, ist die Datensouveränität spezifischer, denn sie betrifft die „Fähigkeit von Einzelpersonen, Organisationen und Regierungen, ihre Daten zu kontrollieren und ihre Rechte an ihnen auszuüben, einschließlich ihrer Erhebung, Speicherung, Weitergabe und Nutzung durch andere.“ EU DSSC, 2024.
  15. Die gemeinsame Nutzung von Daten ist das Herzstück dessen, was Wirtschaftswissenschaftler als mehrseitige Märkte. Ein gutes Beispiel ist Skywise. Airbus stellt seinen Kunden (wie z. B. EasyJet) Industriedaten über Flugzeuge („wie entworfen“ und „wie hergestellt“) zur Verfügung. EasyJet teilt im Gegenzug Betriebs- und Flugdaten („as as operated“). Die Kombination und Analyse dieser gemeinsam genutzten Datenressourcen ermöglicht dann intelligente Wartungsszenarien, die zu einer höheren Auslastung der Anlagen, zu neuen Dienstleistungsmodellen, kurz: zu einem Gewinn für beide Seiten führen.
  16. Vgl. fiware.org.
  17. Das EDC-Projekt ist mit der Eclipse Data Space Working Group verbunden, die verschiedene OSS-Datenraumprojekte koordinieren soll.
  18. Siehe das Beispiel von Skywise.
  19. Das Gaia-X-Institut und die Universität Paris Dauphine haben kürzlich ein Positionspapier zu den ökonomischen Aspekten des Datenteilens veröffentlicht, s. Brousseau, Eustache, & Toledano, 2024.
  20. Roy, 2024.
  21. Siehe Kapitel 2.
  22. Vieles lässt sich aus Ostroms grundlegender Arbeit über die Verwaltung von Gemeingütern übernehmen. (1990).