Key Points
- Donald Trump hat dazu beigetragen, ein Handelsabkommen über alle Erwartungen hinaus zu politisieren: Trotz der Sommerpause und des fachspezifischen Charakters der Verhandlungen geben 71 % der Befragten an, „von dem Abkommen gehört zu haben” und zu wissen, „worum es geht”.
- Eine klare Mehrheit der Befragten auf europäischer Ebene gibt an, sich beim Bekanntwerden des Abkommens „gedemütigt” gefühlt zu haben (52 %). Diese Zahl ist in Frankreich (65 %) und Spanien (56 %) besonders hoch, bleibt aber konvergent – was zeigt, dass es eine öffentliche Meinung zu diesem Thema gibt.
- Eine Mehrheit von 77 % ist der Meinung, dass das Abkommen vor allem der amerikanischen Wirtschaft zugute kommt, während 42 % glauben, dass europäische Unternehmen am stärksten betroffen sein werden.
- Am Vorabend ihrer Rede zur Lage der Union wird die Arbeit der Kommissionspräsidentin sehr kritisch beurteilt: 75 % der Befragten sind der Meinung, dass sie die europäischen Interessen schlecht vertreten hat.
- Eine große Mehrheit der Befragten (70 %) gibt an, in der Europäischen Union bleiben zu wollen.
- Eine Mehrheit der Europäer (60 %) – darunter auch Deutsche (54 %) – wünscht sich den Rücktritt der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
- Ein erheblicher Teil der Befragten gibt an, dass sie „Opposition gegenüber der US-Regierung” (39 %) einem „Kompromiss” und einer „Angleichung” vorziehen – was eine beispiellose Diskrepanz zwischen politischem Angebot und Nachfrage in Europa deutlich macht.
- Eine sehr große Mehrheit der Europäer (76 %) lehnt die Umsetzung des Abkommens in Bezug auf Investitionen in Höhe von 600 Milliarden und Energieeinkäufe in Höhe von 750 Milliarden ab und erklärt sich bereit, amerikanische Produkte zu boykottieren (70 %).
Nach einem Sommer, geprägt von Zollverhandlungen zwischen der EU und den Vereinigten Staaten, haben Le Grand Continent und Cluster 17 im Anschluss an unsere große Umfrage vom März 2025 BürgerInnen aus fünf Ländern befragt, die sechs von zehn Europäer repräsentieren: Frankreich, Italien, Spanien, Deutschland und Polen 1.
In dieser Studie präsentieren wir die wichtigsten Erkenntnisse dieser umfangreichen Umfrage, die in voller Länge als PDF-Datei unter diesem Link verfügbar ist.
1 — Eine informierte Öffentlichkeit, die sich Sorgen um die geopolitische Lage und den Handelskrieg macht
Obwohl Wirtschaftsthemen zu den am schwierigsten zu befragenden Themen gehören und im Allgemeinen auf geringeres Interesse stoßen, zeigt diese Umfrage, dass die Bürger den Ereignissen, die sich mitten im Sommer in Turnberry zugetragen haben, große Beachtung entgegengebracht haben.
Wie die Antworten auf die erste Frage zur methodischen Sorgfalt zeigen, geben 71 % der Europäer an, das Thema durchaus zu erfassen.
Es handelt sich dabei um ein außergewöhnlich hohes Ergebnis für ein Thema, das normalerweise als fachspezifisch angesehen wird: Nur 2 % der Befragten geben an, noch nie vom Zollabkommen zwischen der Union und den Vereinigten Staaten gehört zu haben.
Trotz der Sommerpause, gilt dieser Informationsstand für alle befragten Länder, wobei Italien (80 %), Frankreich (78 %), Spanien (77 %) und Deutschland (72 %) besonders hohe Werte aufweisen. Polen unterscheidet sich jedoch durch einen deutlich niedrigeren Wert (29 %), was bestimmte Abweichungen im weiteren Verlauf der Umfrage erklärt.
Ein solches Maß an Beachtung zeigt, dass dieses Abkommen für die Europäer weit über handelspolitische Fragen hinausgeht: Es wird als wichtiger politischer Moment wahrgenommen, als Test für die Souveränität gegenüber Washington – und der weitere Verlauf der Umfrage zeigt, wie sehr diese Wahrnehmung nun die öffentliche Meinung prägt.
2 — Nach dem Handelsabkommen herrscht auf dem Kontinent vor allem ein Gefühl von… Demütigung.
Befragt man die Europäer, welche Emotion nach dem Abschluss des Zollabkommens überwiegt, so steht Demütigung ganz klar an erster Stelle (52 %), weit vor Gleichgültigkeit (22 %).
Da die Kommission das Abkommen angesichts der Drohungen Trumps als das kleinere Übel dargestellt hatte, hätte man erwarten können, dass Erleichterung einen bedeutenden Platz einnehmen würde. Diese wird jedoch nur von 8 % der Befragten genannt. Mit anderen Worten: Diese Darstellung scheint nicht gefruchtet zu haben. Anstatt die Gemüter zu besänftigen, hat das Abkommen ein Gefühl der Unterwerfung geschürt.
Dieses Gefühl ist besonders ausgeprägt in Frankreich, wo fast zwei Drittel der Befragten (65 %) von Demütigung sprechen. Auch in Spanien (56 %), Italien (51 %) und Deutschland (51 %) ist dies die Mehrheitsmeinung. Nur Polen – weniger über das Thema informiert und sehr atlantisch ausgerichtet – sticht heraus: 49 % sind gleichgültig, während sich nur 23 % gedemütigt fühlen.
Für ein so fachspezifisches Thema wie Zölle sind diese Zahlen bemerkenswert: Sie zeigen, dass das Abkommen eine politische und emotionale Reaktion hervorgerufen hat, die weit über die fachspezifische Dimension hinausgeht.
3 — Die Ergebnisse des Abkommens werden von einer großen Mehrheit der Europäer als weitgehend nachteilig für Europa empfunden.
Entsprechend dieser Einschätzung wird das Abkommen vom 21. August von 77 % als vorteilhaft für die US-Wirtschaft angesehen.
Für die Europäer sind es die europäischen Unternehmen, die am stärksten von den neuen Zöllen betroffen sein werden (42 %), gefolgt von den amerikanischen (27 %) und den europäischen Verbrauchern (19 %).
Durch die Unterscheidung zwischen Unternehmen und Verbrauchern und nicht nur zwischen den Vereinigten Staaten und Europa zeigen die Antworten auf diese Frage, dass die Befragten über ein relativ hohes Maß an Wissen über das Thema verfügen.
Was eine der „Gegenleistungen“ des Abkommens außerhalb der Zölle betrifft, nämlich den Kauf von Waffen aus den Vereinigten Staaten, ist auch hier der Trend sehr deutlich: 68 % der Befragten in den fünf Ländern sind der Meinung, dass der Kauf von Militärgütern aus den Vereinigten Staaten negative Folgen für den Kontinent haben wird. In Frankreich liegt dieser Anteil bei 87 %. Auch zu diesem Thema ist der Anteil der Befragten, die keine Meinung äußern, relativ gering.
Was die beiden anderen Zusagen betrifft, die für Trump als „Gegenleistung“ für die 15 %igen Zölle dienen – die zusätzlichen Investitionen in Höhe von 600 Milliarden Dollar in den Vereinigten Staaten und der Kauf von Energie im Wert von 750 Milliarden Dollar bis 2028 –, geben drei Viertel der Europäer an, dass sie sich dagegen aussprechen wollen, darunter auch in Polen mit einer knappen Mehrheit (51 %).
In Italien – einem der atlantischsten Länder des Kontinents – liegt dieser Wert bei 76 %, in Deutschland und Frankreich bei 81 %.
In diesem Zusammenhang sprechen sich die europäischen Bürger deutlich für einen Boykott amerikanischer Produkte aus, die gemäß dem Abkommen bevorzugten Zugang zum europäischen Markt genießen. Auch dieses Ergebnis bestätigt, dass ein starker Widerstand gegen die Forderungen und das Diktat der amerikanischen Regierung besteht.
4 – Die Europäer sehen eine überwältigende Verantwortung bei der Europäischen Kommission und ihrer Präsidentin
Für eine große Mehrheit der Europäer (61 %) ist die Europäische Kommission in erster Linie für das Zollabkommen verantwortlich. Die Mitgliedstaaten liegen weit zurück (28 %), trotz der großen Verantwortung, die viele von ihnen tragen.
Diese Verantwortungszuweisung ist in drei der fünf befragten Länder besonders ausgeprägt: 70 % der Spanier, 66 % der Deutschen und 64 % der Franzosen nennen direkt die Kommission. In Italien ist diese Zuweisung ebenfalls mehrheitlich vertreten (55 %). Nur Polen bildet eine Ausnahme, wo sich die Verantwortung eher diffuser auf die Kommission (43 %), die Mitgliedstaaten (27 %) und das Europäische Parlament (23 %) verteilt.
Über die Zahlen hinaus hat diese Interpretation schwerwiegende Konsequenzen: Die Europäer machen eindeutig die Kommission – und damit indirekt auch ihre Präsidentin – für ein Abkommen verantwortlich, das sie als demütigend empfinden.
Dieses Urteil verstärkt die politische Personalisierung der Ereignisse – die höchstwahrscheinlich durch die Inszenierung der Bekanntgabe des Abkommens in Turnberry hervorgerufen wurde – und schürt das starke Misstrauen gegenüber der Kommissionspräsidentin, das sich durch die gesamte Umfrage zieht.
Nach dem Vorgehen der Kommissionspräsidentin in den Verhandlungen im Sommer befragt, zeigen sich die Europäer äußerst kritisch. Obwohl in der Frage selbst daran erinnert wurde, dass Donald Trump mit der Einführung von Zöllen in Höhe von 30 % gedroht hatte, sind 75 % der Befragten der Meinung, dass Ursula von der Leyen die europäischen Interessen „eher schlecht vertreten” habe, darunter 38 %, die der Ansicht sind, dass sie diese „sehr schlecht vertreten” habe – ein Zeichen für eine bisher beispiellose, heftige Kritik.
Diese Ablehnung ist auf fast dem gesamten Kontinent zu beobachten. In Frankreich liegt sie bei 87 %, in Spanien bei 78 % und in Deutschland bei 75 %. In Italien teilen 72 % diese negative Meinung. Nur Polen hebt sich davon ab, mit 48 % Kritikern, jener, die eher positiver Meinung sind (36 %) und einer größeren Zahl Unentschlossener (16 %).
Insgesamt unterstreicht dieses Urteil das Ausmaß des Misstrauens gegenüber Ursula von der Leyen. Trotz der Hintergrundinformationen, die an die ursprünglichen Drohungen Washingtons erinnern, ist eine große Mehrheit der Europäer der Meinung, dass sie es nicht geschafft hat, die Union in diesem Handelsstreit zu verteidigen.
Bemerkenswert ist, dass Ursula von der Leyens Handeln in ihrem eigenen Land, Deutschland, ebenso negativ bewertet wird. 75 % der Deutschen sind der Meinung, dass die Kommissionspräsidentin die Interessen der Union in den Handelsverhandlungen schlecht vertreten hat – 37 % von ihnen meinen sogar, dass sie diese „sehr schlecht” vertreten hat.
Innerhalb des Kommissionskollegiums war der Slowake Maroš Šefčovič als zuständiger Kommissar für Handel und wirtschaftliche Sicherheit für die Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten verantwortlich. Im Vergleich zum Brexit – wo sich die 27 Mitgliedstaaten gegenüber London mit einer einzigen Stimme zu vertreten hatten, die Michel Barnier übernahm – haben wir die Umfrageteilnehmer gefragt, welches Profil ihnen am besten geeignet erscheint, um Donald Trump gegenüberzutreten: eine politische Persönlichkeit oder ein Fachkommissar.
Trotz der oft negativen Konnotationen, die mit dem Begriff „Politik“ verbunden sind, bevorzugt eine Mehrheit der Europäer (41 %) eine solche Persönlichkeit. Im Gegensatz dazu sind nur 25 % der Meinung, dass diese Aufgabe besser einem Fachkommissar wie Maroš Šefčovič übertragen werden sollte. Schließlich äußern sich 34 % nicht dazu, was ebenfalls eine gewisse Unsicherheit hinsichtlich der besten Strategie offenbart.
Der Kontrast ist besonders stark in Frankreich, wo 45 % ein politisches Profil gegenüber nur 18 % ein fachliches Profil bevorzugen. In Deutschland und Italien überwiegt ebenfalls die politische Option (43 %), während in Spanien und vor allem in Polen die Meinungen eher geteilt sind.
5 – Am Vorabend der Rede zur Lage der Union befürworten 60 % der befragten Europäer den Rücktritt von Ursula von der Leyen.
Die Wahrnehmung der prominenten Rolle der Kommissionspräsidentin hat auch allgemeinere Auswirkungen auf ihr Image.
Das Misstrauen gegenüber Ursula von der Leyen liegt bei 72 % – in Frankreich sogar bei 87 %. Auf die Frage, ob sie Vertrauen in die derzeitige Kommissionspräsidentin haben, die wirtschaftlichen Interessen Europas zu vertreten, antwortet die Mehrheit der Befragten in allen fünf Ländern mit Nein, wobei das Ergebnis in Polen mit 51 % etwas weniger eindeutig ausfällt. In Deutschland, wo einige Zeitungen darüber berichteten, dass sie für das Amt der Bundespräsidentin kandidieren könnte 2, vertrauen ihr 66 % der Befragten nicht.
- Die Untersuchung des Vertrauens nach Clustern könnte auf eine sehr geringe oder gar keine Unterstützung seitens der politischen Kräfte hindeuten, die die Koalition von der Leyens bilden: In Frankreich beispielsweise geben unter den Befragten aus den Clustern „Liberale” und „Zentristen” nur 2 % an, Vertrauen in die Kommissionspräsidentin zu haben – bei den „Konservativen” und „Gemäßigten” sind es 0 %.
Entsprechend dieser geringen Beliebtheit und der überwiegend negativen Bilanz spricht sich die Mehrheit der Europäer für ihren Rücktritt aus.
60 % der Befragten befürworten dies – in Frankreich sind es sogar 49 %, die „sehr dafür” sind.
Bemerkenswert ist auch, dass eine knappe Mehrheit der Deutschen (54 %) den Rücktritt der deutschen Kommissionspräsidentin befürwortet.
- Diese Zahl wird durch die AfD-Wähler (die zu 94 % dafür sind) aufgebläht.
- Es ist jedoch anzumerken, dass 35 % der CDU/CSU-Wähler (die politische Familie der Vorsitzenden) dafür sind – mehr als die der SPD (30 %) und der Grünen (29 %).
Wie auch bei anderen Themen sind die polnischen Befragten hinsichtlich eines Rücktritts von Ursula von der Leyen eher gespalten.
6 — Die Zustimmung zur Union bleibt hoch, geht jedoch in Frankreich und Deutschland zurück
Möchten die Bewohner der fünf in dieser Umfrage vertretenen Länder im September 2025 Mitglied der Europäischen Union bleiben oder aus ihr austreten?
Es überrascht nicht, dass Spanien sich als das pro-europäischste Land bestätigt – 85 % der Spanier geben an, in der Union bleiben zu wollen –, gefolgt von Deutschland (74 %), Italien (72 %) und Polen (64 %). Frankreich ist das Land mit dem höchsten Anteil an Europaskeptikern: 30 % der französischen Befragten geben an, die Union verlassen zu wollen.
Im Vergleich zu unserer Umfrage vom Dezember 2024, in der wir unmittelbar nach der Wahl Trumps dieselbe Frage gestellt hatten 3, lässt sich feststellen, dass die Ablehnung der Union um 4 Punkte gestiegen ist. In Deutschland ist dieser Anstieg noch deutlicher: Hier hat sich die Zahl derjenigen, die einen Austritt aus der Union befürworten, fast verdoppelt (von 13 % auf 22 %).
Um diese Zahlen zu verstehen, muss man sie im Hinblick der Wählerbefindlichkeiten betrachten. Die 30 % der Befragten aus Frankreich, die aus der Union austreten wollen, konzentrieren sich hauptsächlich auf die Wählerschaft der extremen Rechten. So befürworten 60 % der RN-Wähler und 53 % der Reconquête-Wähler den Frexit. Auf der linken Seite ist Souveränismus so gut wie nicht vorhanden, außer unter den LFI-Wählern, von denen 31 % aus der Union austreten wollen.
Auch wenn diese Frage keinen klaren Bruch mit den großen pro-europäischen Trends darstellt, zeigt sie doch, dass für einen bedeutenden Teil der Bürger die Verbundenheit mit der Union keineswegs unumstößlich ist. Auf die Frage, was geschehen sollte, wenn die Union die Europäer nicht wirksam vor geopolitischen und politischen Bedrohungen schützen könnte, gaben 38 % der Befragten an, dass ein Austritt in Betracht gezogen werden sollte, während 57 % dies ablehnten.
Diese Ergebnisse ermöglichen potenziell explosive Szenarien, insbesondere in Frankreich, wo 48 % der Befragten eine solche Perspektive befürworten, gegenüber 46 %, die sie ablehnen. In einem krisengeprägten Kontext könnte die Forderung nach einem Austritt dort also mehrheitsfähig werden.
Mit anderen Worten: Die Europäische Union verfügt heute zwar weiterhin über eine Mehrheit, diese ist jedoch an Bedingungen geknüpft: Ihre Legitimität hängt direkt von ihrer Schutzfähigkeit ab. Wenn sie dieser Rolle nicht gerecht wird, könnte das europäische Fundament schnell Risse bekommen und die Dynamik des Frexit, Dexit und anderer Austrittsprojekte weiter anheizen.
7 – Freund, Feind, Diktator…: Wie sehen die Europäer Trump? Wie positionieren sie sich?
In unserer letzten Umfrage vom 20. März 2025 haben wir gezeigt, dass eine Mehrheit der Europäer Donald Trump als „Feind Europas” betrachtet (51 %) und dass 63 % von ihnen der Meinung sind, dass die Wahl Donald Trumps die Welt unsicherer gemacht hat. 43 % waren der Meinung, dass der US-Präsident autoritäre Tendenzen habe, und 39 % fanden, dass er sich wie ein Diktator verhalte.
In dieser neuen Eurobazooka-Umfrage betrachten 44 % der Europäer Donald Trump als Feind des Kontinents, während nur 10 % ihn als Freund sehen. Ein ebenso großer Anteil (44 %) ist unentschlossen und ordnet ihn in eine Grauzone ein, weder als Verbündeten noch als Gegner.
Diese ablehnende Haltung ist in Frankreich (51 %), Spanien (54 %), Deutschland (43 %) und Italien (43 %) weiterhin mehrheitlich vertreten.
Polen hingegen hebt sich deutlich ab: Nur 13 % der Polen sehen Trump als Feind, während 33 % ihn als Freund betrachten – ein Sprung von 14 Punkten gegenüber dem letzten März.
Auch wenn die Stichprobe dieser Umfrage kleiner ist und keinen vollständig rigorosen Vergleich zulässt, ist der Trend doch eindeutig: Trotz neun Monaten Amtszeit wird Donald Trump in Europa weiterhin hauptsächlich als Gegner wahrgenommen. Der Kontrast zwischen der Wahrnehmung in Polen und der in den großen westeuropäischen Ländern verdeutlicht, wie sehr die transatlantischen Beziehungen mittlerweile zu einem Thema geworden sind, das die Union spaltet.
Auch wenn sich die Meinung über Donald Trump im Vergleich zu vor sechs Monaten leicht entpolarisiert hat, ist die Forderung nach Opposition gegenüber Washington stärker geworden: In dieser Umfrage im September sprechen sich 39 % der Befragten dafür aus.
77 % der Europäer sind unzufrieden mit der Haltung der Union gegenüber Trump.
Schließlich sind 36 % der Meinung, dass er sich wie ein Diktator verhält, und 47 % glauben, dass er autoritäre Tendenzen hat – wobei diese Zahl seit März gestiegen ist.
Fast die Hälfte der Deutschen (49 %) ist der Meinung, dass sich der Präsident der Vereinigten Staaten „wie ein Diktator verhält“.
8 — Hin zu einer Annäherung der öffentlichen Meinung in Frankreich und Italien: Sind die Italiener unter Meloni weniger atlantisch orientiert?
Unter den in dieser Umfrage untersuchten Ländern ist Italien historisch gesehen zweifellos das atlantischste Land Westeuropas.
Die Ergebnisse dieser Umfrage zeigen jedoch eine erstaunliche Angleichung der Positionen, die Washington distanzierter gegenüberstehen und teilweise mit der Haltung der französischen Öffentlichkeit übereinstimmen.
Die Ergebnisse dieser Umfrage zeigen ein Problem für die Koalition von Giorgia Meloni auf, mit einer tiefen Spaltung in Bezug auf die Person Trump.
- So gibt es unter den 55 % der Italienern, die Donald Trump als autoritär einschätzen, eine erhebliche Diskrepanz zwischen der Partei der Ministerpräsidentin, Fratelli d’Italia (FdI), und der Partei von Matteo Salvini: 63 % der Wähler von Meloni bei den Europawahlen 2024 halten ihn für autoritär, gegenüber nur 33 % der Lega-Wähler – 67 % von ihnen sind hingegen der Meinung, dass Trump „die demokratischen Prinzipien respektiert”.
Diese aktuelle Studie bestätigt auch die äußerst starke Spaltung innerhalb der italienischen Rechten in Bezug auf die Union: 72 % der Befragten, die bei den letzten Europawahlen für die Lega gestimmt haben, befürworten einen Austritt aus der Union, während 66 % der FdI-Wähler Mitglied bleiben möchten.
Diese neue Umfrage bestätigt einen grundlegenden Trend in Italien, den wir bereits im März festgestellt hatten: Wie auf dem restlichen Kontinent – und trotz der von der Ministerpräsidentin betonten Nähe zum Eigentümer von Tesla – war die Ablehnung von Elon Musk in Italien massiv: 71 % der Italiener hatten eine negative Meinung von ihm, 80 % vertrauten ihm nicht und 52 % unterstützten einen Boykott von Tesla und Starlink.
Von den fünf im September untersuchten europäischen Ländern ist Italien das Land, in dem die Befragten mit 83 % Unzufriedenheit am wenigsten zufrieden mit der Politik der Union gegenüber Trump sind.
- Nur 10 % der Italiener sind der Meinung, dass sich ihre Regierung Washington angleichen sollte.
9 — Wie lässt sich die polnische Ausnahme erklären?
Die Auswertung der Ergebnisse für Polen in dieser Umfrage zeigt, dass es bei fast allen Fragen eine Diskrepanz zu den vier anderen Ländern gibt.
Dafür gibt es mehrere mögliche Erklärungen.
Da wäre zunächst die Bedrohung durch Russland: 43 % der polnischen Befragten geben an, dass der verstärkte Einkauf von Militär- und Verteidigungsgütern aus den Vereinigten Staaten negative Folgen für Europa hätte.
Angesichts der höheren Prozentsätze bei der Antwort „Weiß nicht“ wäre es auch möglich, dass die Polen weniger gut über das Turnberry-Abkommen informiert waren als andere Europäer.
- Auf die Frage nach ihrem Wissen über das Handelsabkommen zwischen der Union und den Vereinigten Staaten antworteten die polnischen Umfrageteilnehmer als einzige mehrheitlich, dass sie davon gehört hätten, aber nicht genau wüssten, worum es sich dabei handle (53 %).
Schließlich steht der Erfolg des pro-Trump eingestellten PiS-Kandidaten Karol Narowcki bei den diesjährigen Präsidentschaftswahlen im Einklang mit der Beliebtheit Donald Trumps bei den Polen – 33 % von ihnen betrachten ihn als „Freund” Europas.
- Die Antworten auf die Fragen dieser Umfrage in Polen stehen im Einklang mit den Spaltungen, die die polnische Gesellschaft prägen, insbesondere in Bezug auf das Verhältnis zur Union.
10 — Ein beispielloses Ungleichgewicht zwischen politischer Nachfrage und Angebot: das Problem des Widerstands gegen die US-Regierung
Ein großer Teil der Europäer (39 %) spricht sich eindeutig für eine Haltung der „Opposition zur US-Regierung” aus, anstatt für Kompromisse oder eine Angleichung.
Diese Ausrichtung spiegelt eine beispiellose Diskrepanz zwischen den Erwartungen der Öffentlichkeit und den Positionen wider, die von den politischen Entscheidungsträgern in Europa im Allgemeinen eingenommen wurden.
Die Ablehnung des derzeit diskutierten Abkommens ist massiv.
- Mehr als drei Viertel der Befragten (76 %) lehnen dessen Umsetzung ab, insbesondere in seinen wirtschaftlich schwerwiegendsten Dimensionen, die Investitionen in Höhe von 600 Milliarden und Energiekäufe im Wert von 750 Milliarden betreffen.
- Dieses Misstrauen beschränkt sich nicht nur auf Lippenbekenntnisse: Eine deutliche Mehrheit (70 %) gibt an, bereit zu sein, amerikanische Produkte zu boykottieren, was darauf hindeutet, dass sich der politische Widerstand schnell in konkrete Mobilisierung im wirtschaftlichen und sozialen Bereich verwandeln könnte.
Die Ergebnisse dieser Umfrage zeigen deutlich, dass diese Forderung heute aufgrund fehlender politischer Angebote enttäuscht werden könnte.
Auch wenn sie sich größtenteils auf die Handelsverhandlungen als aktuellstes europäisches Thema beziehen, das in der Öffentlichkeit weithin bekannt ist, bestätigen die Ergebnisse dieser Umfrage tatsächlich eine umfassendere Entwicklung, die in der öffentlichen Wahrnehmung von einem Gefühl der Demütigung geprägt ist.
Sie weisen darauf hin, dass ein potenziell mehrheitlicher Teil der europäischen Öffentlichkeit einen stärkeren Widerstand gegen die einseitige Dynamik der Trump-Regierung und Persönlichkeiten fordert, die in der Lage sind, Europa auf internationaler Ebene besser zu vertreten.
Footnotes
- Diese Studie wurde über das Internet nach der CAWI-Methode unter 5.302 Personen in fünf Ländern der Europäischen Union durchgeführt: Frankreich (1 198), Italien (1 031), Spanien (1 050), Deutschland (1 013) und Polen (1 010).
Die Stichproben sind repräsentativ für die befragten Bevölkerungsgruppen und wurden nach der
Quotenmethode unter Berücksichtigung der Kriterien Alter, Geschlecht, sozioprofessionelle Kategorien, Größe der Gemeinden und Wohnorte durchgeführt.
Die Interviews wurden vom 30. August bis zum 2. September (Frankreich), vom 31. August bis zum 3. September (Italien), vom 1. bis zum 3. September (Spanien), vom 1. bis zum 4. September (Deutschland) und vom 2. bis zum 4. September (Polen) durchgeführt.
- Melanie Amann, «Bundespräsidentin von der Leyen?», Der Spiegel, 25. August 2025.
- Die im Dezember 2024 von Cluster 17 für Le Grand Continent durchgeführte Umfrage bezog sich jedoch auf eine andere Länderzusammensetzung.