Das deutsche Parteiengesetz zeichnet sich im europäischen Vergleich durch einen sehr liberalen Finanzierungsrahmen aus, der keine Obergrenzen für Spenden kennt und Zuwendungen von Unternehmen und Privatpersonen aus der gesamten Europäischen Union zulässt. Auch im Bundestagswahlkampf 2024/25 flossen bisher über 20 Millionen Euro an privaten Spenden den größten deutschen Parteien zu. Ein Blick auf die veröffentlichungspflichtigen Großspenden über 35.000 Euro lässt erkennen, wer die Spenderinnen und Spender sind und welche Parteien am meisten profitieren.

1 — 10 Spenden im sechs- bis siebenstelligen Bereich machen fast die Hälfte des Gesamtvolumens aus

Seit November 2024 sind elf Spenden von mindestens einer halben Million Euro eingegangen. Zusammengerechnet ergeben sie rund 10,3 Millionen Euro – fast die Hälfte aller Großspenden (Stand 22. Februar: 23,5 Millionen Euro). In neun der elf Fälle stammen die Spenden von Privatpersonen, vier der elf Spenden kommen aus Österreich.

Die AfD erhielt die höchsten Einzelspenden des Wahlkampfes und profitierte von drei der elf besonders hohen Großspenden. Darunter waren eine Sachspende für Wahlplakate im Wert von 2,3 Millionen Euro von einer Privatperson aus Österreich sowie Geldspenden in Höhe von 1,5 Millionen Euro und 0,5 Millionen Euro. Insgesamt erhielt die Partei somit 4,8 Millionen Euro – fast die Hälfte der elf größten Spenden und mehr als ein Fünftel aller Großspenden.

Die SPD, die sonst weniger Großspenden erhält als die als wirtschaftsnah geltenden Parteien CDU/CSU und FDP, konnte sich über eine der höchsten Einzelspenden des Wahlkampfes freuen: Die Media Force GmbH, ein Medienunternehmen aus dem Rheinland, unterstütze die SPD mit gezielten Online-Wahlwerbespots im Wert von 1,5 Millionen Euro. 1 Zudem erhielt die Partei – ebenso wie CDU und FDP – eine Spende in Höhe von einer halben Million Euro vom österreichischen Krypto-Unternehmen Bitpanda.

Die Kleinpartei Volt erhielt seit November 2024 lediglich zwei Großspenden, darunter jedoch eine der höchsten Einzelspenden des Wahlkampfs. Der junge Musiker und Unternehmenserbe Thadaeus Friedemann Otto spendete eine Million Euro, wodurch Volt einen Großteil seines Wahlkampfs finanzieren konnte.

Die FDP erhielt neben der Spende von Bitpanda zweimal eine halbe Million Euro vom ehemaligen Chef des Kofferherstellers Rimowa, der 2016 mehrheitlich von der LVMH-Gruppe übernommen wurde. Die CDU bekam – zusätzlich zur Spende des österreichischen Krypto-Unternehmens – im Januar eine halbe Million Euro von einem Münchner Unternehmer.

2 — Frauen tätigen nur 2% der Großspenden

Das Spendenverhalten zeigt eine deutliche Geschlechterdynamik: Seit November 2024 haben nur fünf Frauen Großspenden getätigt – das entspricht lediglich 2 Prozent aller Großspenden. Über den beruflichen Hintergrund und die Herkunft des Vermögens einiger dieser Spenderinnen sind nur wenige Informationen bekannt.

Eine Spenderin aus Nordrhein-Westfalen überwies 50.000 Euro an die CDU, eine weitere aus Österreich die gleiche Summe an die bayerische Schwesterpartei CSU.

In weiteren Fällen tätigen Ehepaare separate Spenden an dieselben Parteien. Brigitte Gotthardt aus Rheinland-Pfalz spendete im Januar 80.020 Euro an die CDU und 100.000 Euro an die FDP. Am selben Tag überwies ihr Ehemann jeweils 100.000 Euro an diese Parteien. Bekannt ist, dass Frank Gotthardt an NiUS beteiligt ist – einem 2023 gegründeten Nachrichtenportal, das sich als deutsches Pendant zu Fox News versteht und mit rechtspopulistischen Beiträgen Aufmerksamkeit erregt.

Petra und Stephen Orenstein aus Hessen spendeten jeweils 50.000 Euro an die CDU. Während das Ehepaar heute im Immobiliengeschäft tätig ist, schloss Stephen Orenstein in den 2000ern Verträge in Milliardenhöhe mit dem US-Verteidigungsministerium zur Versorgung US-amerikanischer Soldatinnen und Soldaten, unter anderem in Afghanistan.

Gisela Wendling-Lenz, Mitbegründerin des Windenergieunternehmens Ostwind GmbH, spendete 150.000 Euro an Bündnis 90/Die Grünen – ihr Ehemann, der ebenfalls Mitgründer des Unternehmens ist, spendete ebenfalls 50.000 Euro an die Partei.

3 — Union führend, FDP zweitplatziert, AfD an dritter Stelle

Auch die Verteilung der Großspenden auf die wichtigsten politischen Parteien zeigt ein deutliches Ungleichgewicht. Deutliche Spitzenreiterin ist die CDU/CSU mit über einem Drittel aller Großspenden – rund 8,4 Millionen Euro –, was ungefähr dem zu erwartenden Wähleranteil der Partei entspricht. Deutlich besser schnitt die FDP ab, die trotz Umfrageergebnissen unterhalb der 5-Prozent-Hürde etwa 21 Prozent aller Spenden erhielt. Traditionell belegen CDU/CSU und FDP, die als wirtschaftsnahe Parteien gelten, die ersten Plätze im Großspendenranking.

Erstmals belegte jedoch im Bundestagswahlkampf 2025 die AfD den dritten Platz, knapp hinter der FDP. Mit nur drei Großspenden in Höhe von 2,3 Millionen, 1,5 Millionen und knapp einer Million Euro übertraf das Spendenaufkommen der rechtsradikalen Partei damit bis zuletzt sogar das der Liberalen. Diese Entwicklung ist umso bemerkenswerter, als die Partei nach wie vor keine Zuwendungen von klassischen Großkonzernen und Unternehmerfamilien erhält. Da diese aber – anders als in den USA – nur selten Spenden in Millionenhöhe leisten, können wenige sehr große Einzelspenden einer Partei einen signifikanten Vorteil verschaffen. 

Deutlich schlechter schneiden die Parteien links der Mitte ab. Die SPD erhielt mit 2,6 Millionen Euro rund 11% aller Großspenden seit November 2024 und liegt damit deutlich  unter ihrem prognostizierten Wähleranteil. Bündnis 90/Die Grünen erhielten mit rund 1,3 Millionen Euro nur 5 Prozent der Großspenden. Die europäisch-föderalistische Kleinpartei Volt kam dank einer einzigen Millionenspende auf einen etwa gleich hohen Betrag, während sich Linke und BSW im Laufe des Bundestagswahlkampfes mit einem sechsstelligen Betrag begnügen mussten.

4 — Gerade mal 5% der Spenden kommen aus dem Osten Deutschlands, drei Bundesländer dominieren

Auch 35 Jahre nach dem Fall der Mauer ist ein deutlicher Unterschied im Spendenaufkommen zwischen Ost- und Westdeutschland festzustellen. Weniger als 5 Prozent der Großspenden kommen aus den östlichen Bundesländern. Dies mag damit zusammenhängen, dass die Vermögensverteilung in Deutschland nach wie vor sehr ungleich ist. Im Jahr 2021 besaßen ostdeutsche Haushalte im Durchschnitt nur 43 Prozent des Nettovermögens eines westdeutschen Haushalts, gemessen am Median besaßen westdeutsche Haushalte sogar dreimal so viel wie ostdeutsche. 2 Hinzu kommt, dass weniger Großkonzerne in den ostdeutschen Bundesländern angesiedelt sind, die Großspenden tätigen würden. 3

Zwei der fünf ostdeutschen Großspender sind Unternehmen aus Sachsen, die jeweils 50.000 Euro an die FDP spendeten. Ein Unternehmer aus Sachsen-Anhalt spendete als Privatperson zweimal 50.000 Euro an die CDU, ein Unternehmen aus der Holzindustrie überwies die gleiche Summe an die SPD. Für Diskussionen sorgte eine Spende aus Thüringen in Höhe von 999.999 Euro an die AfD: Der Spender, Horst-Jan Winter, gab an, das Geld als Privatperson überwiesen zu haben. Allerdings steht der Verdacht im Raum, dass es sich dabei um eine Strohmannspende handeln könnte (siehe unten).

Aus den anderen beiden ostdeutschen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg gab es keine Großspenden.

Aber auch in den elf westdeutschen Bundesländern kommen die Spender, seien es juristische oder natürliche Personen, vor allem aus drei Regionen: Bayern, Nordrhein-Westfalen und Hessen. Nordrhein-Westfalen beheimatet das industriestarke Ruhrgebiet, während in Hessen zahlreiche Pharma- und Chemieunternehmen ansässig sind. Zudem spielen die wirtschaftsstarken Metropolen München und Frankfurt am Main eine zentrale Rolle. München ist nicht nur ein bedeutender Finanz- und Technologiestandort, sondern auch Sitz zahlreicher DAX-Konzerne. Frankfurt am Main wiederum ist als Finanzzentrum mit der Europäischen Zentralbank und der Frankfurter Börse ein zentraler Knotenpunkt der deutschen und europäischen Wirtschaft. Diese wirtschaftliche Konzentration spiegelt sich auch in der Verteilung der Großspenden wider.

5 — Fast ein Fünftel aller Großspenden kommt aus Österreich

Anders als in den meisten EU-Mitgliedstaaten sind in Deutschland auch direkte Spenden aus dem Ausland zulässig, sofern sie (unabhängig vom Wohnsitz) von Menschen mit EU-Staatsbürgerschaft stammen oder 1000€ nicht übersteigen. Auch Firmen, die sich mehrheitlich im Besitz von Menschen mit EU-Staatsbürgerschaft befinden, dürfen unbegrenzt spenden. 4 In diesem Zusammenhang stechen 2024-2025 vor allem sechs Großspenden aus Österreich heraus. In der Öffentlichkeit am meisten diskutiert wurde eine Großspende des ehemaligen FPÖ-Funktionärs Gerhard Dingler, der mit 2,3 Millionen Euro in Form von Sachleistungen (Wahlplakaten) die bisher größte Wahlkampfspende an die AfD leistete. Außerdem spendete das Krypto-Unternehmen Bitpanda GmbH aus Wien jeweils 500.000 Euro an CDU, SPD und FDP sowie 250.000 Euro an die CSU. Eine dritte Privatperson aus Salzburg überwies weitere 50.000 Euro an die CSU. Mit insgesamt rund 4,1 Millionen Euro spendeten Österreicherinnen und Österreicher damit etwa viermal so viel wie alle ostdeutschen  Bundesländer zusammen.

Kleinere Großspenden tätigten Personen, die in Italien, Großbritannien, Thailand, der Schweiz und Südafrika wohnen. Dabei handelte es sich allerdings, soweit ersichtlich, um deutsche Staatsangehörige mit Wohnsitz außerhalb der Bundesrepublik.

6 — Die Finanzwelt ist am meisten repräsentiert, gefolgt von Verarbeitendem Gewerbe, Informationstechnologie und Immobilienverwaltung

In Deutschland können sich sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen an der Parteienfinanzierung beteiligen. Rund 40 Prozent der Großspenden kamen in diesem Jahr von juristischen Personen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass ein schwer zu bestimmender Anteil der beteiligten Unternehmen mehrheitlich oder ausschließlich von einer Einzelperson oder von Mitgliedern einer Familie kontrolliert wird – Beteiligungsgesellschaften und Holdings sind unter den spendenden Unternehmen keine Seltenheit.  Ein erheblicher Teil der Großspenden dürfte daher auf die Entscheidung einiger weniger Anteilseigner zurückzuführen sein. Eine wichtige Ausnahme bilden dabei Arbeitgeber- und Industrieverbände, die für rund 5% aller Großspenden verantwortlich sind.

Ordnet man jede spendende Einzelperson oder Organisation ihrem Hauptwirtschaftschaftszweig zu, so wird die Dominanz einiger weniger Wirtschaftsbranchen deutlich. Den größten Beitrag zur Finanzierung des Bundestagswahlkampfes leisteten Personen und Unternehmen aus dem Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen mit 19 Prozent des gesamten Großspendenaufkommens – über 80 Prozent davon kamen den bürgerlichen Parteien zugute. An zweiter Stelle folgt das verarbeitende Gewerbe mit 18% der Großspenden und einem noch ausgeprägteren bürgerlichen Schwerpunkt. Der Wirtschaftszweig „Information und Kommunikation”, zu dem auch die IT-Branche zählt, sowie das Grundstücks- und Wohnungswesen belegen den 3. und 4. Platz mit 14% bzw. 13% der Großspenden. Hier schneiden FDP und Union deutlich schlechter ab, während SPD und Grüne einen höheren Anteil der Spenden erhalten.

7 — Die drei Großspender der AfD

Die AfD hat seit dem Ende der Ampelkoalition rund 4,8 Millionen Euro in Form von drei Großspenden erhalten. Die erste Zuwendung von rund 1,5 Millionen Euro wurde vom Arzt Winfried Stöcker getätigt. Er hatte unter anderem während der Corona-Pandemie für Aufsehen gesorgt, weil er einen eigenen Impfstoff entwickelte und damit im November 2021 mindestens 60 Menschen impfte. Für diesen Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz wurde er im Juni 2024 vom Amtsgericht Lübeck zu einer Geldstrafe von 250.000 Euro verurteilt. Im Verfahren wurde er vom Rechtsanwalt und Bundestagsvizepräsidenten Wolfgang Kubicki (FDP) vertreten. Stöcker war früher selbst kurzzeitig (2018-2020) Mitglied der FDP. Weiter machte er wiederholt mit rassistischen Bemerkungen auf sich aufmerksam. 2015 rief er auf seinem Blog zum Sturz von Angela Merkel auf, 5 und 2017 forderte er seine Kolleginnen und Kollegen auf, mehr Kinder zu bekommen, um der Migration „etwas entgegenzusetz[en]“. 6

Am 23. Januar erhielt die AfD eine weitere Großspende in Höhe von 999.999 Euro. Spender ist Horst-Jan Winter, zum Zeitpunkt der Spende noch Aufsichtsratsmitglied der Böttcher AG, einem Unternehmen für Bürobedarf. Nach Bekanntwerden der Spende distanzierte sich das Unternehmen von dem Spender und Firmenchef Udo Böttcher forderte Winter auf, sein Aufsichtsratsmandat niederzulegen. Laut Winter handelte es sich hier um eine reine private Spende. Allerdings besteht der Verdacht, dass es sich um eine Strohmannspende handeln könnte, da Udo Böttcher in den vergangenen Jahren mehr als zwei Millionen Euro aus seinem Privatvermögen an Horst-Jan Winter überwiesen hatte – angeblich aufgrund einer schweren Erkrankung. Sollte es sich um eine indirekte Spende handeln, wäre dies illegal, da bei Großspenden der Spender erkennbar sein muss. Böttcher selbst bestreitet diesen Vorwurf und forderte das von ihm gespendete Geld binnen einer Woche von Winter zurück. Bei Nichteinhaltung der Frist drohte er mit einer Klage. Ob das Geld zurückgezahlt wurde, ist derzeit nicht bekannt. Zwei Privatpersonen sowie die Linke-Abgeordnete Martina Renner erstatteten Anzeige, weshalb die Staatsanwaltschaft Mühlhausen nun ermittelt, ob es sich um eine Strohmannspende handelt. 7

Die jüngste und größte Zuwendung kam aus Österreich in Form einer Sachspende: 2,35 Millionen Euro für 6.395 Wahlplakate. Der Spender ist der ehemalige FPÖ-Politiker Gerhard Dingler. Er war bis 2016 Landesgeschäftsführer der FPÖ Vorarlberg. Auch hier besteht der Verdacht, dass es sich um eine Strohmannspende handeln könnte, da die Spende mit „Club der Freunde und Förderer von Frieden und Sicherheit“ unterzeichnet war. Sollte es sich also um mehrere Spender handeln, die durch die alleinige Spende von Dingler nicht mehr erkennbar sind, wäre dies illegal. 8

Alle drei Spender begründeten ihre Spenden damit, dass sie die Ansichten der AfD zum Krieg in der Ukraine teilten und u.a. die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern verhindern wollten.

8 — Windkraft wählt grün, Finanz und Industrie wählen schwarz-gelb, die Bayerischen Arbeitgeberverbände wählen CSU

Als historisch wirtschafts- und arbeitgebernahe Parteien werden die FDP und die CDU/CSU in der Regel stärker durch Großspenden aus Industrie und Finanzwirtschaft unterstützt. Ihr wirtschaftsfreundlicher Kurs spiegelt sich auch in ihrer Programmatik wider: Beide Parteien versprechen in ihren Bundestagswahlprogrammen eine Senkung der Unternehmenssteuern, mehr Digitalisierung und Bürokratieabbau. 

Auch engere Brancheninteressen beeinflussen offensichtlich das Spendenverhalten: So stammen vier von insgesamt 16 Großspenden an die Grünen von Einzelpersonen oder Unternehmen aus der Windenergiebranche. Die bayerische CSU wiederum wurde von regionalen Interessenvertretern unterstützt: Allein durch zwei Großspenden des Verbandes der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie (vbm) erhielt die Partei über 600.000 Euro. Der bayerische Arbeitgeberverband spendete zwar auch an die FDP, die Freien Wähler und die SPD, die Beträge waren aber mit maximal 117.000 Euro deutlich geringer als die an die CSU.

Weniger selektiv gehen eine Reihe von Interessengruppen und Unternehmen vor, die sowohl an Union und FDP als auch an die SPD größere Summen überwiesen haben. Zu dieser Kategorie gehören das bereits erwähnte Krypto-Unternehmen Bitpanda aus Wien, der Großkonzern Viessmann, der Verband der Chemischen Industrie e.V. und die Deutsche Vermögensberatung Aktiengesellschaft (DVAG). Auch der Unternehmer und ehemalige SPD-Politiker Harald Christ, der 2020 zur FDP wechselte, spendete insgesamt vier Mal an Grünen, SPD, FDP und CDU.

9 — Die 500 reichsten Deutschen und ihre Firmen machen 31% der Großspenden aus

Vergleicht man die Liste der Spender mit der Liste der 500 reichsten Deutschen, die das Manager-Magazin im Jahr 2024 veröffentlicht hat, so ergeben sich in rund einem Drittel der Fälle Überschneidungen.Während bei direkten Spenden von Einzelpersonen und bekannten Beteiligungsgesellschaften von einer direkten individuellen Entscheidung auszugehen ist, ist bei größeren Unternehmen, die sich im Besitz einer vermögenden Unternehmerfamilie befinden, nicht unmittelbar erkennbar, inwieweit eine direkte Mitwirkung einzelner Personen vorliegt.

Geht man von einer zumindest indirekten Mitwirkung aus, so lassen sich rund 31 Prozent des Gesamtvolumens der Großspenden (rund 7,2 Millionen Euro) auf Personen aus dem Ranking des Manager-Magazins zurückführen – fünfmal so viel, wie alle Arbeitgeberverbände zusammen gespendet haben. Auffällig ist jedoch, dass die Familien an der Spitze des Rankings verhältnismäßig weniger aktiv sind, als andere Personen mit Milliardenvermögen. Als reichster Einzelspender im Wahlkampf dürfte der BMW-Großaktionär Stefan Quandt gelten, der zehn Tage vor der Wahl 200.000 Euro an die CDU spendete. Laut Manager Magazin beziffert sich sein Vermögen auf etwa 34 Milliarden Euro. Umgerechnet auf das Durchschnittsvermögen eines deutschen Haushalts (106.600 Euro) entspricht seine Großspende damit einer Spende von nur 0,62 Euro. Vergleichsweise viel bedeutender sind zwei Spenden des ehemaligen Rimowa-Chefs Dieter Morszeck, der insgesamt eine Million Euro an die FDP überwies. Bei einem geschätzten Vermögen von rund 500 Millionen Euro entspricht dies umgerechnet einer normalen Haushaltsspende von 213 Euro.

Aufgrund der im Verhältnis zum Gesamtvermögen eher bescheidenen Spendensummen besitzen die reichsten deutschen Familien derzeit keine exklusive Vormachtstellung bei der Wahlkampffinanzierung. Nach wie vor dominieren Großspenden aus einem etwas weniger vermögenden Kreis von Industrie- und Finanzunternehmern sowie von Interessenvertretern und anderen Unternehmen aus dem In- und Ausland die Spendenlandschaft. Gerade deshalb wäre es dennoch theoretisch möglich, dass in Zukunft sehr große Spenden den Wahlkampf maßgeblich beeinflussen. Elon Musk spendete im US-Wahlkampf insgesamt 288 Millionen Euro – das entspricht etwa 0,7% des Vermögens des reichsten Deutschen.

10 — Großspenden in Deutschland: Im europäischen Vergleich großzügig, doch mit den USA nicht zu vergleichen

Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern gibt es in Deutschland keine Obergrenze für Parteispenden. Besonders in Wahljahren führt das zu deutlich höheren Spendensummen als in Nicht-Wahljahren: Zwischen November 2024 und Februar 2025 wurden 23,5 Millionen Euro gespendet – zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2023 waren es lediglich 8,8 Millionen Euro.

Ab einer Summe von 35.000 Euro spricht man von einer Großspende. Spenden in dieser Größenordnung müssen seit 2024 umgehend der Bundestagspräsidentin gemeldet werden ­ – zuvor lag die Schwelle bei 50.000 Euro. Die Regelung sieht außerdem vor, dass Parteien Spendenbeträge über 500 Euro veröffentlichen müssen – dies geschieht allerdings über die Rechenschaftsberichte und damit erst mit einer Verzögerung von zwei Jahren.

Bei Beträgen unter 10.000 Euro darf der Spender auf Wunsch anonym bleiben. Dieser Betrag wurde von der Ampelkoalition von 35.000 Euro auf 10.000 Euro gesenkt. Dennoch ist es weiterhin möglich, Spenden strategisch zu stückeln: Spender können mehrere Überweisungen in Höhe von 9.999,99 Euro tätigen und so ihre Anonymität wahren. Trotz der Absenkung auf 10.000 Euro bleibt die Parteienfinanzierung in Deutschland undurchsichtig. So konnten im Jahr 2022 rund 100 Millionen Euro an Spenden und Mandatsbeiträgen nicht zugeordnet werden. Diese Summe entspricht rund 77 Prozent der gesamten Zuwendungen in dem Jahr. 9 Damit ist Deutschland laut einer internationalen Recherche von Follow the Money in Zusammenarbeit mit 24 weiteren Medien und der Nichtregierungsorganisation Lobbycontrol eines der intransparentesten EU-Mitgliedstaaten in Bezug auf Parteispenden. 10

Anders als in Deutschland dürfen in Frankreich juristische Personen keine Wahlkampfspenden leisten und Privatpersonen maximal 4.600 Euro an einen Kandidaten spenden. Diese Regelungen spiegeln sich im Gesamtvolumen der Zuwendungen wider: französische Parteien erhielten im Zeitraum 2019-2022 rund 50 Millionen Euro an Zuwendungen, deutsche Parteien dagegen das Zehnfache: 633 Millionen Euro. Das entspricht 67,5 Prozent aller getätigten Parteispenden in den 22 von Follow the Money untersuchten EU-Ländern. 11 Damit stellt Deutschland im Hinblick auf die Parteienfinanzierung durch private Geldgeber eine Ausnahme in der EU dar.

Verglichen mit US-amerikanischen Kongress- oder Präsidentschaftswahlen, bei denen die Spendeneinnahmen die Milliardengrenze überschreiten, scheinen die deutschen Spendeneinnahmen noch moderat. Dennoch zeigt sich über die Jahrzehnte ein deutlicher Anstieg des Gesamtspendenvolumens. Im Wahljahr 2009 erhielten die Parteien insgesamt 6,5 Millionen Euro an Großspenden, 2021 waren es bereits 13,5 Millionen Euro. 12 Im aktuellen Wahlkampf hat sich das Spendenvolumen also fast verdoppelt – wobei zu berücksichtigen ist, dass Großspenden mittlerweile bereits ab 35.000 Euro veröffentlicht werden müssen.

Footnotes
  1.  T-Online, Kölner spendet Millionensumme an SPD, 10. Februar 2025.
  2. Bundesagentur für politische Bildung, Sozialbericht 2024, S. 222.
  3. Lässt man Berlin außer Betracht, sind keine DAX-Konzerne in Ostdeutschland angesiedelt. Siehe Statista, Anzahl der DAX, MDAX und SDAX-Unternehmen nach Bundesländern im Jahr 2025.
  4. Dies regelt §25 Parteiengesetz.
  5. Winfried Stöcker, Aufruf zum Sturz der Kanzlerin Merkel, Blogeintrag, 11. Dezember 2015.
  6. Winfried Stöcker, Weihnachtsansprache 2017, Blogeintrag, 21. Dezember 2017.
  7. MDR Thüringen, Nach AfD-Spende aus Jena: Ex-Aufsichtsrat weist Strohmann-Vorwurf zurück, 6. Februar 2025.
  8. Der Spiegel, AfD ist unzufrieden mit Plakatkampagne von österreichischem Spender, 8. Februar 2025.
  9. J. Halbe, M. Heßlinger, T. Schober und S. Stahl, Parteigelder in Millionenhöhe ohne Nachweis, ZDF, 30. Mai 2025.
  10. Follow the Money, The donors behind almost three quarters of political donations in the EU are hidden from the public. Germany’s to blame for most of it, 30. Mai 2024.
  11. Timo Lange und Aurel Eschmann, Parteispenden: Deutschland ist das intransparenteste Land in Europa, Lobbycontrol, 29, Mai 2024.
  12. Statista, Volumen der Großspenden an alle Parteien in Deutschland von 2008 bis 2024.